Weshalb der grösste Parkhausbetreiber der Schweiz mit Mobility zusammenspannt

Mobility kann am Bahnhof Genf neu auf 26 Elektroparkplätze für Carsharing zählen – dank einer Partnerschaft mit dem grössten Parkhausbetreiber der Schweiz. Dessen Direktor Damien Zuber spricht im Interview über das Projekt.

Text   Charly Veuthey

17.11.2023

  • Mobility

Damien Zuber, weshalb hat sich die „Fondation des Parkings“ für eine Zusammenarbeit mit Mobility entschieden?

Die Fondation ist eine eigenverantwortliche öffentliche Einrichtung des Kantons Genf. Entsprechend unterstützten wir das Ziel des Kantons, den motorisierten Individualverkehr und die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Durch Carsharing lässt sich die Anzahl der Fahrzeuge senken und damit die Lebens- und die Umweltqualität verbessern. Wir möchten für die Mobilität in der Schweiz zudem verstärkt Strom aus erneuerbaren Energien einsetzen. Entsprechend werden die Elektroautos von Mobility auf unseren Parkplätzen mit lokal produziertem, nachhaltigem Strom geladen.

FĂĽr Mobility ist die Zusammenarbeit ein GlĂĽcksfall, da Sie sich nicht zuletzt finanziell an der E-Ladeinfrastruktur am Bahnhof Genf beteiligt haben. Warum setzen Sie sich so intensiv fĂĽr dieses Projekt ein?

Wir brauchen dieses Carsharing-Angebot auf unseren Parkplätzen, verfügen aber nicht über das nötige Know-how, um es umzusetzen. Daher sind wir glücklich über die Zusammenarbeit mit Mobility, sie ist für beide Seiten ein Gewinn. Wir haben in die benötigte Ladeinfrastruktur investiert. Heisst: Die notwendigen Stromleitungen werden von uns bis zu den Parkplätzen verlegt und Mobility liefert die Ladestationen. Wenn Mobility das bisherige Tempo beibehält, stehen 2027 in unseren Parkhäusern 200 elektrifizierte Carsharing-Fahrzeuge.

Elektrofahrzeuge am Bahnhof Genf

Die Mobility Genossenschaft möchte ihre Flotte bis 2030 komplett elektrifizieren. Welche Ziele verfolgt Ihr Unternehmen in diesem Bereich?

Zusätzlich zum Angebot von Mobility wollen wir auf unseren 30’000 Parkhaus-Plätzen mittelfristig 1'000 Ladestationen für Elektroautos anbieten. Langfristig wollen wir 10 Prozent der Plätze in Parkhäusern mit Ladestationen ausstatten.

Werden auch Parkplätze in Aussenbereichen mit Ladestationen ausgestattet?

Das ist nicht Sache der Fondation, sondern der Gemeinden, aber die öffentlichen Stellen beabsichtigen keinen Ausbau der Parksysteme in Aussenbereichen. Daher finden sich die Ladestationen im Wesentlichen in Parkhäusern oder an Tankstellen.

Wir sitzen hier – an einem grossen Schweizer Bahnhof, im Zentrum eines öffentlichen Verkehrsnetzes – in einem Carsharing-Auto. Welche Vision hat die „Fondation des Parkings“ für die Mobilitätswende?

Wir möchten uns aktiv daran beteiligen, die Fahrten mit Privatfahrzeugen und die entsprechenden CO2-Emissionen zu halbieren. Dazu nutzen wir alle Massnahmen, die uns diesem Zielen näherbringen. Die Fahrzeuge sollen am Stadtrand bleiben. So verkürzen wir die mit Autos und Motorrädern zurückgelegten Strecken und verlängern die auf nachhaltige Weise zurückgelegten – zu Fuss, mit dem Velo und mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Im Parkhaus Cornavin werden wir eine Velostation einrichten, um den sanften Verkehr in Richtung des Bahnhofs zu fördern. Bald stehen im ersten Untergeschoss 2'500 Plätze zur Verfügung, inklusive E-Bike-Ladestationen. Wir freuen uns, dass bisher von Privatautos genutzte Flächen künftig für das Carsharing, für Velos oder Motorräder umgenutzt werden.

Die Parkhäuser verwandeln sich also in multimodale Umsteigeplattformen?

Genau. Es ist unser Ziel, solche Hubs zu gestalten. Hier stehen auch viele Fahrzeuge von Mietwagenanbietern, allerdings möchten wir, dass die Dienstleistungen an das Parkieren gebunden bleiben. Wir möchten beispielsweise keine Waschanlagen integrieren – nicht nur aus Rücksicht auf die Mitarbeitenden solcher Anlagen, sondern auch weil wir denken, dass Parksysteme weder beheizt noch klimatisiert werden sollten. Wir haben uns für diese Strategie entschieden, weil wir überzeugt sind, dass jeder Parkhaus-Platz den öffentlichen Raum entlastet. Und dieser Flächengewinn hat grosse Bedeutung für die Lebensqualität. Um weiteren Platz im öffentlichen Raum zu schaffen, setzen wir uns auch für mehr Tiefgaragen-Parkplätze für Stadtbewohner ein.

Ladestationen in Genf

Was Genf so wertvoll und einzigartig macht

Parkplätze sind ein rares und teures Gut. Im Zuge der Elektrifizierung kommt der Thematik zusätzliche Relevanz zu - auch bei Mobility. Denn bis 2030 soll die ganze Flotte (rund 3'000 Autos) elektrisch betrieben werden. Die grösste Herausforderung auf dem Weg zu einem emissionslosen Carsharing: Die Erschliessung der Lade-Infrastruktur. In der Regel ist Mobility die Mieterin eines Parkplatzes. Nicht selten dauert die Inbetriebnahme eines Elektro-Parkplatzes deshalb Monate und ist mit erheblichen organisatorischen, personellen und insbesondere finanziellen Aufwänden verbunden. Unter diesem Link erfährst du, weshalb es mindestens sechs Monate dauert, bis ein Elektro-Parkplatz in Betrieb genommen werden kann. 

Dass die Mobility-Genossenschaft in Genf neu ĂĽber den schweizweit grössten Elektro-Standort verfĂĽgt, ist keine Selbstverständlichkeit. Ein Unterfangen, das ohne die Initiative der „Fondation des Parkings“ so nicht möglich gewesen wäre. Dank der proaktiven Zusammenarbeit konnte sich Mobility hinsichtlich Umsetzung und Finanzierung auf eine starke Partnerin verlassen. Obendrauf durfte Mobility die neuen E-Parkplätze mit eigenen Ladestationen ausstatten, was nicht zuletzt wegen der Lade-Daten ein Vorteil fĂĽr den Carsharing-Betrieb ist. 

Von den 26 elektrifizierten Parkplätzen sind in Genf stand heute 22 mit E-Autos ausgestattet, die vier Verbrenner-Autos werden baldmöglichst durch elektrisch angetriebene ersetzt. Genf wird dann der erste vollumfänglich elektrische Standort in dieser Grössenordnung sein.  „Wir bauen den Elektroanteil unserer Flotte in Genf erheblich aus – von 3 Prozent Ende 2022 auf 25 Prozent bis Ende 2023. Unser Engagement fĂĽr eine saubere Mobilität ist stärker denn je“, so Mobility-Sprecherin StĂ©phanie Gonzalez. Im Idealfall dient Genf als Vorbild fĂĽr andere Projekte und Städte, um das Tempo auf dem Weg zu einer emissionsfreien Flotte bis 2030 zu forcieren.

Fotos: Glenn Michel

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