Jean-Marc Geiser, was fahren Sie persönlich für ein Auto?
Da ich beim Bundesamt für Energie arbeite, will ich mich nicht nur theoretisch mit nachhaltigen und alternativen Mobilitätstechnologien befassen. Mit dem Ziel, das energieeffizienteste Auto mit der besten Ökobilanz zu wählen, bin ich vor eineinhalb Jahren auf ein Elektroauto umgestiegen.
Und, wie fährt es sich mit dem Elektroauto?
Zunächst sollten Sie wissen, dass ich vor meinem Job beim BfE mehr als 30 Jahre in der Autobranche tätig war. Ich war ein echter Petrolhead und hatte das Benzin nicht nur im Blut, sondern auch im Kopf. Vor dem Umstieg auf das Fahrzeug mit Elektroantrieb war ich deshalb skeptisch. Bei der ersten Probefahrt mit dem Cupra Born war für mich jedoch klar: Das ist es. Meine Frau und ich sind begeistert – und das nicht nur bezüglich der Energieeffizienz, sondern auch, was den unvergleichlichen Fahrspass angeht. Für uns ist klar: Einmal Elektro, immer Elektro.
Wo und wie laden Sie Ihr Fahrzeug?
Das ist eine wichtige Frage, die sich wohl alle stellen, die über einen Umstieg nachdenken. Meine Frau und ich sind Hausbesitzer und haben auf dem Dach eine private Photovoltaikanlage installiert. Unser Auto tanken wir mit unserem eigenen Solarstrom. Natürlich bin ich mir bewusst, dass ich damit in einer vorteilhaften Situation bin. Gerade für Mieterinnen und Mieter kann das Thema Ladeinfrastruktur mit Herausforderungen verbunden sein.
Das wäre meine nächste Frage: Gibt es in der Schweiz genügend Ladestationen für Elektrofahrzeuge?
Mit zurzeit etwas mehr als 11’000 öffentlichen Ladestationen ist das Netz hierzulande schon ziemlich dicht. Aber es muss weiter ausgebaut werden, wenn man davon ausgeht, dass der Strassenverkehr in der Schweiz bis 2050 batterie-elektrisch sein wird.
Wie haben sich die Verkäufe von Elektrofahrzeugen in den vergangenen zwei Jahren entwickelt?
Die Nachfrage steigt stetig. Im ersten Halbjahr 2023 handelte es sich bei jeder fünften Neuzulassung um ein Elektroauto. Nimmt man die Hybridfahrzeuge dazu, stehen wir bei rund 50 Prozent. Die Kurve zeigt nach oben. Nun sind die Autohersteller gefragt, ihre Angebote weiterzuentwickeln, um noch mehr Leute zu erreichen.
Was meinen Sie damit?
Zwar gibt es mittlerweile Elektroautos für fast jeden Geldbeutel. Der Fokus der Hersteller liegt aber noch immer bei den Fahrzeugen, mit denen sich eine möglichst hohe Marge erzielen lässt. So findet man heute keinen E-Kombi und nur sehr wenige kleine E-Autos, dafür aber ein riesiges Angebot im SUV-Bereich.
Gemäss einer TCS-Umfrage kann sich die Hälfte der Menschen in der Schweiz vorstellen, in den nächsten drei Jahren «sehr wahrscheinlich» oder «eher wahrscheinlich» ein Elektroauto zu kaufen. Was schliessen Sie aus diesem Ergebnis?
Das Interesse an den neuen Technologien wächst stetig, zugleich wirft das Thema aber auch Fragen auf. Es existieren viele Vorurteile und Klischees, die nicht oder nicht mehr zu treffen. Es besteht somit ein grosser Informationsbedarf. Diesem versuchen wir mit unserer Kampagne «Fahr mit dem Strom» gerecht zu werden.
In welchen Bereichen besteht der grösste Aufklärungsbedarf?
Eigentlich überall. Elektromobilität ist in aller Munde – doch das Wissen dazu ist erstaunlich gering. Viele wissen zum Beispiel nicht, wie lange das Aufladen dauert, dass es finanzielle Anreize und Steuervorteile gibt, dass die Wartungs- und Betriebskosten niedrig sind, dass der Kaufpreis eines Elektroautos der Mittelklasse nicht unbedingt höher ist als der eines Verbrenners der gleichen Kategorie (TCO-Studie) oder dass in Sachen Reichweite in den vergangenen fünf Jahren enorme Fortschritte erzielt wurden. Leider kann solches Unwissen den Entscheid für oder gegen einen Umstieg beeinflussen. Hier wollen wir ansetzen.
«Fahr mit dem Strom» ist somit eine eigentliche Werbeplattform für Elektrofahrzeuge?
Nein! Unser Hauptanliegen ist die Vermittlung von Informationen und Fakten. Natürlich versuchen wir, die Leute zu sensibilisieren und auf die Vorteile und das Potenzial der Elektromobilität aufmerksam zu machen. Wir sind aber keine Missionare der Elektromobilität.
Was ist denn konkret das Ziel der Kampagne?
«Fahr mit dem Strom» richtet sich gezielt an Menschen, die über die Anschaffung eines neuen Autos nachdenken oder sich bereits im Kaufprozess befinden. Auf unserer Website finden sie Informationen zum neuesten Stand der Technik und darüber, wie diese neue Form der Mobilität in jeden Alltag und zu jeder Wohnsituation passt. Wenn sich jemand für ein neues Auto interessiert, dann sollte sie oder er sich gut informiert für ein sauberes und energieeffizientes Modell entscheiden.
Zu den Partnern der Kampagne gehört auch Mobility: Warum passt das Unternehmen gut zu Ihrer Kampagne?
Als führender Carsharing-Anbieter der Schweiz übernimmt Mobility beim Ziel, eine nachhaltige Mobilität zu erreichen, eine bedeutende Rolle. Mobility steht aber nicht nur für Nachhaltigkeit, sondern auch für Innovation und Kundenorientiertheit: Das sind alles Punkte, die bei der Gestaltung einer nachhaltigen Mobilität von Bedeutung sind.
Wie beurteilen Sie das Ziel von Mobility, bis 2030 komplett zu elektrifizieren?
Der Verkehrssektor ist für rund 30 % der CO2-Emissionen verantwortlich und verbraucht allein über 30 % der verfügbaren Energie. Dass Mobility als Beispiel vorangeht und die komplette Flotte dekarbonisiert, ist sehr erfreulich.
Mobility fährt bereits mit Strom
Bis 2030 will die führende Carsharing-Anbieterin der Schweiz ihre Flotte zu 100 % elektrifizieren. Schon heute bietet das Unternehmen ihren Kundinnen und Kunden die Möglichkeit, rund 400 Elektroautos zu mieten und im Alltag zu testen. Zudem engagiert sich Mobility mit zukunftsgerichteten Projekten: Beim im vergangenen Jahr lancierten Pilotprojekt V2X Suisse werden 50 Elektroautos von Mobility zu Powerbanks. Wenn sie nicht gefahren werden, geben sie Strom zurück und entlasten so das Stromnetz.
Bemerkungen
Darüber spricht niemand. Schade.
Wieviel Umweltzerstörung und Ausbeutung bei der Benzin/Diesel-Produktion anfällt weiss ich aber auch nicht...
Das ganze E Technik ist noch nicht ausgereift und damit such nicht Altagsrauglich.
Hinweis : auch die Interessengruppen und Vereine rund um die electro-Mobilität sind viel zu wenig bekannt, obwohl sie gerade für Neu-Einsteiger als willkommene Plattform bei Fragen aus Erfahrungsmangel interessant sind - einzig Tesla bietet ein solches Angebot, welches allen Tesla-Kunden angeboten wird und daher dort auch bekannt ist.
Als Gründungs-Mitglied des ECS mache ich fast täglich die Erfahrung, dass sehr wenige eAuto-Fahrer unseren Verein kennen.
Ein weitere Punkt, der mich stört: Ich stehe bei den meisten Ladestationen im Regen, bis ich den Ladevorgang gestartet habe, was bei teils Station länger dauern kann, weil die Bedienung nicht besonders benützerfreundlich sein kann (währendem die Benziner am "Schärmen" auftanken können.
Im Regen zu stehen, das ist unschön. Wir hoffen, dass in Zukunft nur noch überdachte Ladestationen gebaut werden. Weiterhin gute Fahrt im schönen Bündnerland!
habt Ihr auch die mit Wasserstoff betriebenen Fahrzeuge auf euren Radar?
Da Strom nicht durchs ganze Jahr in hohem mass fliesst, bin ich an mit Wasserstoff betriebenen Fahrzeugen interessiert.
Mit Gruss Christine Sträuli
Auch ist an grösseren Standorten wie Einkaufszentren die Stromversorgung an öffentlichen AC-Ladepunkten meiner Erfahrung nach nicht zeitgemäss. Statt 22kWh werden oft schon bei halber Belegung nur noch 7kWh abgegeben. Damit kann man das Fahrzeug beim Einkaufen nie wieder aufladen. Das wäre etwa so, wie wenn an der Tankstelle alle Zapfsäulen belegt sind und pro Minute nur 3% der Mange betankt werden kann.
Ausserdem ist in der Peripherie mit HPC-Ladern schnell Schluss, wenn man Glück hat, findet man noch einen 50kW DC-Lader. Meistens sind es aber nur einzelne AC-Stationen und die sind dann recht gut ausgelastet.
Vielen Dank für das Teilen deiner Beobachtungen. Es ist zweifelsohne so, dass in Sachen E-Mobilität in nächster Zeit noch viel zu tun ist.
Zum Glück gibt es mindestens einen: Ich habe im Dezember 2021 einen der ersten Opel Combo-e bestellt, und dieses Auto (ist definitiv ein vollelektrischer Kombi) im September 2022 erhalten.